Geschichte

Judo – der sanfte Weg 

(Die Entstehung des Judos)

Aufgrund der Silben „Ju“ (sanft, nachgebend) und „Do“ bezeichnet man Judo auch als „den sanften Weg“, das Prinzip des Siegens durch Nachgeben. Mit vielen Techniken kann man sich das Handeln des Gegners zunutze machen. Man versucht nicht, der Kraft des Gegners standzuhalten und ihr widerum mit Kraft entgegenzuwirken, sondern profitiert daraus. Ein stark drückender Gegner kann beispielsweise mit wenig Kraft in die Richtung geworfen werden, in die er drückt. Voraussetzung ist vorheriges Ausweichen, also Nachgeben. Kraft gehört nicht zu den Grundvoraussetzungen, um Judo betreiben zu können.

Die meisten Techniken des Judos basieren auf Ju Jutsu, der alten Kriegskunst der Samurai-Kämpfer. Die Kampfkunst der Samurai, entstanden in China, galt jahrelang als eine Art Geheimwissenschaft und geriet später weitgehend in Vergessenheit.

Das Wiederauflebung verdanken wir verwunderlicher Weise einem Deutschen. Erwin Bälz (1849-1913), geboren im württembergischen Bietigheim, ging als Mediziner und Anthropologe an die kaiserliche Universität in Tokio, wo er nach einiger Zeit sogar Leibarzt des Kaisers wurde. Negativ fiel ihm auf, dass der Gesundheitszustand seiner Studenten sehr zu wünschen übrig ließ. Er riet ihnen zu körperlicher Betätigung und ermutigte sie, die alten Kampfkünste zu erlernen.

Einer seiner Studenten, Jigoro Kano (1860-1938), nahm diese Idee begeistert auf. Er war einer der kleineren und schwächeren Studenten, weshalb ihm eine Sportart, in der es nicht nur auf Kraft ankommt, sofort ansprach. Er erlernte die Grundlagen des Ju Jutsu und studierte bei verschiedenen Meistern unterschiedliche Stile. Dann bildete er sich aus allen Stilen seinen eigenen Weg. Er ließ die meisten auf den Kriegsfall bedachten Techniken wegfallen und fügte erzieherische Elemente ein, die auf dem Zen-Buddhismus basierten. Damit er seine neue Kampfkunst, unser heutiges Judo, weitergeben konnte, gründete er 1882 eine eigene Schule in Tokio. Diese Schule, der Kodokan, wird heute von Kanos Enkel, Yukimitsu Kano, geleitet. Als der Kodokan gegründet wurde, bestand der Dojo, der Trainingsraum, nur aus einer Mattenfläche von etwa vier mal sechs Metern; im ersten Jahr hatte Kano nur neun Schüler. Heute beträgt die Größe ein Vielfaches und die Schülerzahl einige Millionen.